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Startup Idee: Job Swapping 3.0

Mehr als 60% aller Arbeitnehmer pendeln. Das sind um die 19,3 Millionen Menschen. Im Durchschnitt fahren sie 17 Kilometer zur Betriebsstätte [1]Stand: 2018, https://www.spiegel.de/karriere/pendeln-in-deutschland-nehmen-immer-mehr-menschen-lange-wege-zum-arbeitsplatz-in-kauf-a-085c2c3a-36ef-4aeb-b807-6fbc70e5d95d. Das geht auf die Nerven, verringert den Anteil an Freizeit und Zeit mit der Familie, verursacht Verkehrschaos, schädigt die Gesundheit, belastet die Umwelt. Zeit wird nicht nur kostbarer, sie wird zu einem Luxusgut. Private Termine müssen sorgfältig geplant, teilweise auch halbe Urlaubstage dafür genommen werden. Supermärkte und Lieferdienste, die ihre Türen bis spät abends offen halten, entpuppen sich oftmals als Lebensretter – gerade dann, wenn man das Singledasein sein zuhause nennt.

Ein kurzer Blick nach Fernost offenbart noch einige andere Extreme: Fahrtzeiten von über einer Stunde gelten in Japan als Standard. „Fumin Fukyu“ (Ohne Schlaf, ohne Pause) ist in Japan ein angesehener Status der ausnehmenden Leistungsgesellschaft.

Wer das Pendeln mal erlebt hat, weiß wovon die Rede ist. Wer noch drinsteckt, kennt das Leid. Beim Radiohören schwankt die Stimmung irgendwo zwischen Euphorie für den gerade gespielten Lieblingssong und der Furcht vor den halbstündlichen Verkehrsmitteilungen, in der Hoffnung, die Moderation überspringt die aktuell befahrene Autobahn. Dabei ist auch das Sicherheitsrisiko nicht zu unterschätzen: Lange Wege zu bewältigen kann schlauchen, die Konzentration lässt nach und somit auch die Reaktionszeit.

Da kann man doch etwas machen, oder?

Stellen wir uns mal eine Idealwelt vor, in der alle betroffenen Pendler ihre Gemeinde nicht mehr verlassen müssen, um zur Arbeit zu gelangen. Bestenfalls nutzen sie nicht einmal mehr ein Kraftfahrzeug, sondern die öffentlichen Verkehrsmittel oder gar die eigene Muskelkraft (per pedes, Fahrrad, Rollschuhe, schwimmend[2]https://www.spiegel.de/karriere/pendeln-im-wasser-muenchner-schwimmt-zur-arbeit-a-1155650.html…). In dieser Idealwelt ist der Mitarbeiter zufriedener. Vielerorts erleben diese bereits die Vorzüge durch das mittlerweile anerkannte Home Office. Andererseits wird es auch wieder eine Zeit nach der Pandemie geben.

Die Idealwelt ist eine Utopie, die nur durch Magie zu erreichen wäre. Nicht jeder kann sich wegbewerben oder findet überhaupt eine adäquate Stelle im eigenen Umkreis. Das wäre in diesem Umfang aber auch gar nicht einmal nötig, denn dafür gibt es bereits etablierte Praktiken, wie das Job Swapping[3]https://karrierebibel.de/swapping/. Meist ist damit der temporäre Jobwechsel innerhalb des eigenen Unternehmens gemeint. Ein tolles Konzept, um Einblicke in den gleichen Arbeitsbereich einer anderen Abteilung zu gewinnen und sich somit an Erfahrung und Wissen zu bereichern. Da es sich hier dann weiterhin um das eigene Unternehmen handelt, entsteht noch kein geografischer Vorteil für den Arbeitnehmer; das Pendeln bleibt.

Erweitern wir das Job Swapping Konzept ein klein wenig und fügen zwei weitere Voraussetzungen hinzu:

  1. Der Tausch ist nicht temporär, sondern permanent.
  2. Getauscht wird nicht innerhalb des Unternehmens.

Job Swapping 3.0

Die Idee wäre also: Arbeitnehmer gleicher Ausbildung, demografischer Eigenschaften und Qualifikation tauschen ihre Arbeitsstelle am jeweiligen Wunschort.

Um dies zu ermöglichen muss eine Plattform geschaffen werden, auf der Arbeitnehmer ein Profil erstellen können, das sich automatisiert mit anderen Profilen vergleichen lässt. Basisangaben wie die zur Ausbildung (mit vordefinierten Ausbildungsberufen) oder zum Studium (mit vordefinierten Studiengängen), aber auch zu zusätzlichen Qualifikationen (Zertifikate, Seminare, Weiterbildungen etc.) ließen sich einfach veröffentlichen und durch Matchings mit anderen Arbeitnehmern vergleichen. Eine Bewertungsskala nach der Schnittmenge an Similaritäten macht es dem Benutzer einfacher den richtigen Match zu finden.

Dass die reine berufliche Qualifikation nicht ausreicht, liegt auf der Hand. Ein Kollege wird vor allem auch für seinen/ihren Charakter geschätzt – eben die Soft Skills aus methodischer, sozialer oder persönlicher Kompetenz. Hier lassen sich die Profile optimal um Verhaltensanalysen und Persönlichkeitstest anreichern, die selbstverständlich direkt von der Plattform angeboten werden.

Kommt es zu einem Match, tauschen sich die beiden Interessenten zunächst privat und anonym miteinander aus, bis alle möglichen Zweifel ausgeräumt sind.

Herausforderungen

  • Die Arbeitnehmer müssen abgesichert sein. Eine Offenbarung, wie die zum Jobwechsel, erfordert vor allem das Verständnis auf Arbeitgeberseite. Jedoch auch eine rechtliche Absicherung, dass es auch tatsächlich zu einem Job Swap kommt und nicht zu einer Kündigung.
  • Die Menge der Profildaten muss relativ hoch sein, um ein erfolgreiches und überzeugendes Matching hervorzubringen.
  • Arbeitnehmer sollten früh in den Prozess integriert werden, um bei der passenden Auswahl behilflich sein zu können.

Vorteile

Allgemein

  • Weniger Verkehrsbelastung auf deutschen Straßen und demnach weniger Verkerhrsunfälle.
  • Weniger CO2 Ausstoß und allgemein weniger Umweltbelastung.

Für Arbeitnehmer

  • Mehr Abwechslung und steigende Qualifikation.
  • Neue Chancen für Arbeitssuchende.
  • Kein Bewerbungsstress.
  • Gleiche Position und gleiches Tätigkeitsfeld wie beim bisherigen Arbeitgeber.

Für Arbeitgeber

  • Besser als kündigen. Der Arbeitgeber muss keine aufwendigen Recruitingprozesse durchlaufen.
  • Eine Position entfällt nicht, sie wird nur getauscht.
  • Ansehen bei den Arbeitnehmern steigt, die diese Opportunität schätzen.

Fazit

„Wie sag ich’s meinem Kinde?“. Eine Kündigung erzeugt immer zuerst ein mulmiges Gefühl in der Magengegend, auch wenn die Gründe für das Verlassen des Unternehmens vielfältig sein können. Bis dahin ist es ein langer Weg, den eine Job Swapping Plattform verkürzen kann. Technisch stellt sie eine nur relativ kleine Herausforderung dar. Konzeption, Recht und Kommunikation sind die Meilensteine, die kugelsicher durchdacht sein müssen, um alle Zweifel auf beiden Seiten auszuräumen.

Transformieren wir die Zukunft gemeinsam.

Fangen wir mit einem Gespräch an.