Meine Reise-Routine – eine persönliche Erfahrung
Seit einiger Zeit lebe und reise ich durch Indonesien. Vielleicht bin, wenn du das liest, mittlerweile auch ganz woanders, doch der Ort ist nicht so wichtig: Ich reise ständig und arbeite dabei und wie so viele andere digitale Nomaden auch. Und egal ob ich reisen war oder an einem festen Ort gewesen bin, ich hatte oft das Problem, gesunde Routinen aufrecht zu erhalten. Also so Routinen, die es mir erlauben, konzentrierter zu arbeiten, mich körperlich wohl zu fühlen und ausgeglichen zu leben. Das ist auch zu Hause wichtig, aber auf Reisen, wo ständig neue Probleme auftreten, es stressig wird und du mit einer wackeligen Internetverbindung noch ein Projekt zur Deadline hochladen musst, besonders notwendig.
Ich möchte dir zu meiner Erfahrung erzählen, wie ich meinen Alltag zusammenhalte und wie ich Routinen nutze, die mir gar nicht mehr schwerfallen, aufrecht zu erhalten. Und wie ich digitale Tools nutze, um alles zu gewährleisten. Auch wenn du nicht ständig unterwegs bist, wirst du von meinen Erfahrungen profitieren können. Dir wird es sogar noch leichter fallen, Routinen aufzubauen.
Warum Routinen auf Reisen wichtig sind
Phasenweise packe ich jede Woche meine Sachen und fahre an einen anderen Ort. Trotzdem muss ich meine Arbeit abliefern und meinen eigenen Content ständig optimieren und weiterentwickeln. Wenn ich unterwegs bin, stoße ich ständig auf neue Informationen, neue Situationen und bin dabei oft ein bisschen überwältigt. Es ist hart, sich täglich auf wichtige Aufgaben zu konzentrieren, und ständig neue kreative Ideen zu generieren, wenn ich täglich damit beschäftigt bin, meinen Tag zu gestalten. Letzteres bringt das Reisen allerdings mit sich. Trotzdem möchte ich meine Arbeit, meine geistliche und körperliche Gesundheit gerne mit dem Reisen vereinbaren können. Eine Lösung, die ich gefunden habe, sind Routinen. Routinen geben nicht nur Struktur, sondern auch Sicherheit: Ich bin entspannter, weil sie mich sicher in den Tag rein und herausbringen. Außerdem sehe ich da draußen viele Reisende und digitale Nomaden ohne Routine und sie leiden oft mehr, als jene, die gesunde Gewohnheiten entwickelt haben.
Warum Routinen so schwer sind
Zu realisieren, dass gute Gewohnheiten wichtig für uns sind (auch im stinknormalen Alltag), ist leider der einfachste Teil der Rechnung. Denn du weißt, das Leben kommt immer wieder in den Weg: Der Job kommt dazwischen, neue Interessen flammen auf, das Reisen bringt dazu noch unvorhergesehene Situationen und Aktivitäten mit sich und es wirkt fast, als musst du ständig „Nein“ zu neuen Dingen sagen, um deine Routinen auszuführen. Kein leichtes Spiel. Routinen sind spätestens nach einer Weile nervige Pflichten und stehen unserer Freiheit im Wege. Zumindest habe ich das persönlich immer geglaubt. Mittlerweile habe ich festgestellt, dass Routinen mich nicht beschneiden, sondern mir auf lange Sicht mentale und zeitliche Freiheiten geben. Ich habe eine kleine Anleitung für dich erstellt, um Gewohnheiten auf Reisen aufbauen zu können. Sie stützt sich sehr auf das Fogg-Verhaltensmodell.
1. Mache dir klar, was du willst und lege deinen Outcome fest
Mache dir eine Vorstellung davon, was du das du an dir ändern möchtest oder erreichen willst. Das kann bescheiden oder auch ein groß sein. Ich wollte einfach ausgeglichener und fokussierter sein und dachte, dass Meditation ein effektiver und einfacher Weg sein könnte, das zu erreichen.
2. Erkunde mögliche Lösungen
Frage dich: Welche Aktivitäten führen möglicherweise zu der Lösung?
Stell dir dabei vor, du hast magische Kräfte und kannst Gewohnheiten problemlos ausführen. Auf meiner Liste standen unter anderem Meditation, Yoga, gesundes Essen vorbereiten und Sport.
3. Wähle eine vielversprechende Gewohnheit aus
Wenn du deine Liste mit möglichen Gewohnheiten erstellt hast, dann bewerte sie nun nach folgenden Kriterien:
1.) Impact – Ist die neue Gewohnheit effektiv und bringt mich damit meinem Ziel näher?
2.) Motivation – Will ich die Gewohnheit ausführen?
3.) Fähigkeit – Kann ich die Gewohnheit durchführen?
Schauen wir uns das an meinem Beispiel für die Meditationspraxis an.
Impact: Mediation hat einen großen Impact nicht nur für den Fokus, Studien und meine eigene Praxis in der Vergangenheit belegen mir das.
Zitat von Headspace:
Meditation vertieft nicht nur unsere Konzentration, sondern verringert auch die geistige Anstrengung, die nötig ist, um konzentriert zu bleiben. In einer Studie zur Produktivität von geführter Meditation wird sie als „ein Zustand konzentrierter Ruhe oder gelassener Aufmerksamkeit“ beschrieben.
Die Wirkung von Meditation wurde schon zigfach in Studien belegt, daher war ich sehr überzeugt, dass es mir auch weiterhelfen könnte.
Motivation: Motiviert war ich auch und meditieren ist definitiv (körperlich) einfacher als Yoga oder Sport treiben. Yoga wäre zwar auch gut geeignet gewesen, aber ich weiß im Vorfeld, dass es mich mehr Überwindung kostet, um es täglich durchzuführen. Ich bin also motivierter, zu meditieren.
Fähigkeit: Da ich ständig unterwegs bin, ist für mich vieles, was Equipment oder Platz braucht, schwierig zu etablieren. Ich habe nicht immer eine Küche, um mir Essen vorzubereiten oder genügend Platz für Yoga und Sport. Meditation schien nicht nur sehr effektiv und einfach umzusetzen, sondern ist von überall aus sehr gut machbar.
4. Mache dir die Gewohnheit so leicht wie möglich
Gewohnheiten werden mit der Zeit besser und auch einfacher, aber der Anfang ist oft schwer.
Stelle sicher, dass du genügend Zeit, Energie, die körperlichen Voraussetzungen hast und womöglich Geld hast, um die Tätigkeit regelmäßig auszuführen und ob sie in deine bestehende Routine passt
Wenn du bei diesen Fragen ins Schwanken kommst, brauchst du aber noch keine völlig neue Gewohnheit
Der Trick ist: Mache dir die Gewohnheit so leicht, wie es nur geht, sodass du sie täglich und langfristig ausführen kannst. Das kann und sollte lächerlich einfach sein.
Wenn ich also eine regelmäßige Meditationspraxis aufbauen möchte, dann nehme ich mir nicht vor, jeden Tag 45 Minuten zu meditieren, sondern vor dem Schlafen gehen etwa 10 Mal tief einzuatmen. Mittlerweile ist meine Praxiszeit viel länger, doch manchmal mache ich nur das Nötigste, um meinen Flow aufrechtzuerhalten.
5. Finde eine passende Erinnerung
Wir sind ja bei Betaphase Fans von digitalen Tools, vor allem, wenn sie uns wirklich etwas nützen. Du kannst Apps nutzen, um Gewohnheiten von unterwegs aufzubauen.
Generell gilt: Knüpfe deine neue Gewohnheit an etwas, das du sowieso schon tust. Das abendliche Zähneputzen ist bei mir so sicher wie das Amen in der Kirche, egal wo ich bin, und was ich vorher gemacht habe. Es war ein perfekter Anker.
Nach dem Zähneputzen atme ich dreimal tief ein.
Zusätzlich verwende ich eine App, Tick Tick, die mich an To-dos und auch an neue Gewohnheiten erinnert und sogar die Gewohnheiten trackt. Ich kann die Gewohnheit also nicht vergessen. Außerdem ist so ein Gewohnheitstracker aus einem anderen Grund praktisch, und zwar für den vorletzten Schritt:
6. Feiere dich
Schaffe positive Verknüpfung zu der Gewohnheit. Beende deine neue Gewohnheit mit einer kleinen Geste für dich, um etwas Positives mit der Routine zu verknüpfen: Mini-Jubel, High Five an dich selbst, ein kleiner Tanz, ein Lächeln, Schulterklopfer – alles geht!
Durch meine App hake ich täglich meine Gewohnheiten ab, erhalte einen Sound und kann auch wie beim Journaling meine Stimmung dazu festhalten. Ich sehe sogar, wie lange ich ohne Unterbrechung meine Routine durchgezogen habe. Sehr motivierend!
7. Optimierung
Du kannst deine neue Mini-Gewohnheit immer anpassen, schwerer oder leichter machen und nach der Zeit neue Gewohnheiten anknüpfen und damit deine alte neue Gewohnheit als Anker für deine nächste Gewohnheit nutzen. Ich möchte eine regelmäßige Journaling Praxis einführen. Nach der Meditation schreibe ich nun jeden Abend einen Satz in mein Notizbuch und schaue, wohin mich das bringt.
Durchgezogene Gewohnheiten machen selbstbewusst
Eine gesunde Gewohnheit aufzubauen, hat positive Nebeneffekte: Mehr Selbstbewusstsein, da ein enormes Erfolgsgefühl durch neue Gewohnheiten entsteht und du so neue Gewohnheiten mit mehr Mut und Selbstbewusstsein angehst. Viele Gewohnheiten beeinflussen oft andere Lebensbereiche, Mediation macht nicht nur fokussierter, sondern auch ausgeglichener etc.! Sport macht dich nicht nur fitter, sondern du fühlst dich auch wohler in deinem Körper. Mir persönlich nehmen die Gewohnheiten viele Ängste und Sorgen, weil ich weniger in einen Leerlauf komme und immer einen Anker in meinem reiselastigen Alltag habe.