Active Recall (aktives Erinnern) ist eine der besten, wirkungsvollsten und effizientesten Methoden, um schnell etwas zu lernen. Erfahre in diesem Artikel, was du über die Lernmethode wissen musst.
Wenn es beim Lernen oder Weiterbilden geht, versuchen wir immer, unsere Notizen immer wieder zu lesen, um sich die Informationen einzuprägen – ein sehr passiver Prozess. Passives Lernen führt jedoch nicht unbedingt zu einem besseren Verständnis und zu einer bleibenden Erinnerung.
Aktives Erinnern hingegen erfordert, dass du dich mit dem Material auseinandersetzt und dein Verständnis vertiefst! Menschen, die das aktive Erinnern praktizieren, können sich Informationen besser merken und schneiden bei Tests besser ab. Schauen wir uns an, wie du es für deine Zwecke verwenden kannst.
Was ist Active Recall?
Active Recall, (oder aktives Erinnern) bedeutet, dass du Antworten in deinen eigenen Erinnerungen suchst. Immer, wenn du in einer Prüfungssituation bist und Fragen ohne Hilfe beantwortest, musst du dich aktiv erinnern.
Die Lernmethode ist besonders für Studierende und lebenslange Lerner ein Begriff, wir alle wenden es ständig im Alltag an: beispielsweise, wenn dich eine Freundin fragt, was du am Wochenende so gemacht hast, und du für einen Moment in deinen Erinnerungen kramen musst.
Active Recall ist beliebt und wird oft empfohlen, wenn es darum geht, etwas schnell in den Kopf zu kriegen. Aber warum?
Dein Erinnerungsvermögen wie ein Muskel und je mehr du es forderst, desto besser baust du auf. Wenn du einfach nur liest, markierst oder zuhörst, forderst du dich kaum. Das ist wie Gewichtheben ohne Gewichte.
Durch Active Recall musst du dich anstrengen, um dir eine Antwort ins Gedächtnis zu rufen. Das führt dazu, dass du es dir Dinge länger und besser merken kannst.
Active Recall in unserem Podcast
Active Recall Strategien
1. Essenstisch-Debate
Diese Methode nenne ich so, weil ich sie natürlicherweise beim Essen mit meiner Partnerin anwende. Wenn wir zum Abendessen zusammensitzen, dann erzähle ich oft über die Inhalte eines Buches, das ich gerade lese. Dabei muss ich natürlich sicherstellen, dass ich mich kurz fasse und auch erzähle, was ich gerade daran spannend finde – warum sonst sollte ich darüber sprechen? Wenn ich meinen Job richtig mache, entspringt dadurch eine nette kleine Diskussion über das Thema, bei dem ich oft merke, wie gut ich ein Thema verstanden habe. Wenn mich Rückfragen ins Straucheln bringen, dann bin ich noch nicht so sehr im Thema, wie ich dachte.
Wie du siehst, können wir Active Recalling auch anwenden, wenn wir nicht etwas Bestimmtes studieren, sondern auch, um uns mit Dingen auseinanderzusetzen, die uns einfach interessieren. Diese Methode ist aktiv, da ich ohne Hilfsmaterial meine Gedanken präsentieren muss. Dasselbe kannst du aber auch alleine mit einem geschlossenen Buch machen.
Das deckt sich übrigens überragend mit der Feynman-Methode, in der du lernst, indem du ein Thema erklärst.
2. Geschlossenes Buch
Lernen mit dem geschlossenen Buch ist einfach wie genial, um Active Recall auszuprobieren.
Du kennst es aus der Uni oder aus Weiterbildungen: Wenn wir etwas lernen, dann machen wir uns oft Notizen, indem wir Sätze aus Folien oder Büchern 1:1 übernehmen. Ist ja immerhin richtig, was da steht, oder? Stimmt, aber leider gibst du deinem keinen Grund, sich anzustrengen. Das ist, wie jemandem beim Trainieren zuzuschauen. So baust du nicht auf, auch kein Wissen.
Stattdessen probiere es mal so: Schließe dein Buch – bzw. deine Lernmaterialien und schreibe alles auf, was du jetzt weißt, ohne in deine Materialien zu schauen.
Du kannst anfangen, Definitionen als Überschriften zu sammeln und dann zu jeder Definition alles aufzuschreiben, was du gerade darüber weißt.
Oder versuche es mit einem Mini-Essay und fange an mit einer Frage:
Warum ist Konzept X wichtig für Y?
Diese Herangehensweise beeinflusst auch, wie du Bücher konsumierst: Schreibe statt Notizen Fragen zu bestimmten Kapiteln auf, die du dir später mit geschlossenem Buch beantworten kannst.
3. Schreibe Zusammenfassungen
Du kannst diesen Tipp als Erweiterung zum letzten Tipp sehen:
Eine einfache Möglichkeit, sich aktiv zu erinnern, ist es, eine Zusammenfassung zu schreiben. Wenn du ein Kapitel gelesen hast, lege das Material beiseite und schreibe direkt eine Zusammenfassung, ohne in deine Materialien zu schauen. Hinterher überprüfst du deine Zusammenfassung und füllst deine Wissenslücken auf.
4. Stelle Fragen, anstatt zu markieren
Wir wurden trainiert, Notizen zu machen und Texte zu markieren. Doch das hilft uns nur bedingt, um etwas zu lernen. Eine Kombination aus Notizen machen und Active Recall ist Fragen aufschreiben:
Wenn du etwas liest, stelle dir öfter aktiv die Frage: Inwiefern ist das gerade relevant für mich? Was möchte ich hier mitnehmen? Das führt dazu, dass du dir aktive Fragen zum Text stellst.
Der Grundgedanke dabei ist, dass wir die Informationen nicht nur passiv lesen oder markieren, sondern dass wir uns zwingen aktiv kognitive Anstrengungen zu unternehmen. Indem du Fragen stellst, stärkst du dein Verständnis. Diese Fragen kannst du dir dann notieren und später als eigenes Quiz verwenden. Fordere dich beim nächsten Text heraus, nicht wieder ganze Abschnitte zu markieren, sondern pro Abschnitt eine Frage aufzuschreiben.
Das hat noch einen weiteren Vorteil: Wenn du am Anfang eines Kapitels schon eine Frage mitbringst, dann liest du aktiver und aufmerksamer weiter, weil du unterbewusst bereits versuchst, diese Frage zu beantworten.
5. Lerne mit einer Karteikaten-App
Wenn du mit Karteikarten lernst, lernst du automatisch mit Active Recalling. Anki ist eine Karteikarten-App, mit der du online Karteikarten erstellst, mit denen du dich selbst über Faktenwissen und Vokabeln abfragen kannst.
Anki war ein Geschenk des Himmels für mich, als ich angefangen habe, Indonesisch zu lernen. Da ich täglich eigene Vokabeln im Alltag aufgeschrieben habe, konnte ich sie in der App systematisch eintragen und mich täglich damit abfragen.
Anki verwendet einen Algorithmus, der auf Active Recalling und Spaced Repetition basiert und lernt mit dir mit: Für jedes abgefragte Wort gibst du eine Bewertung ab, wie gut du es bereits gelernt hast. Begriffe, die du dir gut merken kannst, erscheinen immer weniger in der Abfrage und unbekannte Begriffe dafür öfter.
Das Tolle ist, dass Anki kostenlos ist und dir beim Lernen helfen kann:
- Bewährte Methode, um Vokabeln, aber auch Fakten und Daten zu lernen
- Riesige Community mit unzähligen kostenlosen Anki Decks, die ganze Lerninhalte abdecken (Allgemeinwissen, Spanisch A1, etc, Geschichte, etc.)
Kombiniere Active Recall mit Spaced Repetition
Active Recall und Spaced Repetition sind ein absolutes Dreamteam des Lernens.
Schauen wir uns das am Beispiel Sprache an: Du lernst eine Liste an Vokabeln mit Karteikarten. Indem du auf das deutsche Wort schaust, versuchst du dich aktiv an die Übersetzung zu erinnern. Nach einer Session kannst du alle oder viele Wörter auswendig, denn sie sind in deinem Kurzzeitgedächtnis abgespeichert. Jetzt kommt Spaced Repetition ins Spiel: Nun lernst du die bekannten Karteikarten in größer werdenden Abständen – am nächsten Tag, lässt einen Tag Pause und irgendwann fragst du dich eine Woche später ab. Du gibst deinem Gehirn etwas Zeit zum Vergessen der Wörter, bevor du sie aktiv wieder in dein Gedächtnis rufst, bis es sich in deinem Langzeitgedächtnis abspeichert. Durch Spaced Repetition systematisierst du die Abstände zwischen deinen Lernsitzungen.
Active Recall fordert dich heraus
Aktives Erinnern bedeutet, dass du dich bemühst, dich an etwas zu erinnern, das du schon einmal gelernt hast. Dadurch kannst du dich langfristig noch besser erinnern.
Hoffentlich weißt du jetzt, warum Active Recall eine so einfache, aber wirkungsvolle Methode ist, um Informationen dauerhaft in deinem Gehirn zu speichern.
Wenn du also gerade eine wichtige Prüfung bestehen, eine Fremdsprache beherrschen oder irgendetwas anderes lernen willst – sei es für die Schule, die Universität, das Medizinstudium, eine Berufsausbildung oder einfach nur aus allgemeinem Interesse -, dann probiere es mit Active Recall.
Mit dieser Lerntechnik wirst du in der Lage sein, Wissen zu behalten und zur Verfügung zu haben, wenn du es brauchst. Die oben genannte App Anki übernimmt die Aufgabe für dich automatisch.